Kurz vor unserer Abreise nach Korfu gab ich den finalen Text zu meinem Büchlein über den Frauenfußball ab. Die aktuelle Mannschaft hingegen wechselte völlig ihr Gesicht. Von den Spielerinnen, die noch für den 1. FFC gekickt hatten, verblieben zur neuen Saison nur noch Laura Freigang und Géraldine Reuteler. Viele Gesichter, die das Team über Jahre geprägt hatten, verließen den Verein – darunter Doorsoun, Dunst, Johannes, Kleinherne, Pawollek und Prašnikar.
Wir nutzten die Länderspielpause der Männer, bestiegen den Flieger nach Korfu und landeten wohlbehalten am dortigen Airport. An der Mietwagenstation dann der Schreck: Ich hatte meine PIN für die Kreditkarte vergessen. Gott sei’s getrommelt und gepfiffen, dass Pias Sohn Nick kurzzeitig in Frankfurt weilte und Zugang zu meinen Unterlagen hatte. So konnte ich mit leichter Verzögerung unseren Mietwagen doch noch in Empfang nehmen und Pia mitsamt Gepäck am Flughafen abholen.
Groß die Freude, als wir bei Vassilis und Georgia ankamen, die uns über die Jahre ans Herz gewachsen sind, und groß die Freude, dass sich oben im Ort aber auch bei Rigos kaum etwas verändert hat. Natürlich führte einer der ersten Wege runter zur Taverne Julia. Ani und Stella begrüßten uns überborden herzlich – und irgendwie waren wir wieder zuhause.
Und so langsam rückte der große Tag näher. Außer unseren Familien, die leider in Deutschland blieben, wusste niemand Bescheid, dass wir heiraten würden. Nach zwanzig Jahren. Wahnsinn. Ein paar Tage vor dem eigentlichen Termin mussten wir in Korfu zum Notar, trafen unterwegs Maria, die alles für uns organisiert hatte – mitten auf der Straße. Kleine Welt. Schade nur, dass Vassilis ins Krankenhaus aufs Festland musste. Georgia schmiss die Unterkunft alleine und bangte um ihren Gatten.
Am 10. September 2025 war es soweit: Wir warfen uns in unser kleines Mietauto, rollten in aller Frühe nach Korfu-Stadt, frühstückten und näherten uns dann dem Rathaus. Wenig später kamen Chris und unsere Trauzeugin Yota, und schon verschwanden wir im ehrwürdigen Rathaus und gaben uns vor den Augen des Vizebürgermeisters das Ja-Wort. Dann schlenderten wir auf den großen Platz und schickten die Nachricht in die Welt – und die Glückwünsche prasselten nur so auf uns ein. Pia und ich sind jetzt tatsächlich verheiratet. Und tragen stolz unsere Ringe. Knapp 62 Jahre, nachdem meine Eltern geheiratet hatten. Und Vassilis kam auch wieder heim.

Meine Eltern
Als wir nach Hause kamen, musste ich mich erst einmal mit der Tatsache herumschlagen, dass Verbrecher mein Konto bei O2 gehackt und zwei sündhaft teure Handys bestellt hatten. Immerhin ging die Sache gut aus. Dafür drehten wir endlich einmal auf der Dippemess mit dem Riesenrad unsere Runden – und waren geschockt, als wir erfuhren, dass unser früherer Wegbegleiter Uli, alias Heinz Gründel, so mir nichts, dir nichts vom Stuhl kippte und verstarb.
In den folgenden Tagen drehte sich der Sommer in den Herbst. Wenn ich Zeit hatte, besuchte ich meinen Vater, der mittlerweile durch einen Lendenwirbelbruch im Rollstuhl saß. Ansonsten hatte mich der Alltag im Griff. Ich besorgte die letzten Bilder für mein Büchlein, moderierte mit Pia die Waldtribüne und fuhr zu unmöglichen Zeiten ans Brentanobad, um die Eintracht-Frauen spielen zu sehen. Weiterhin ging ich brav zur TG Bornheim, pendelte zwischen Yoga, Fitness und Sauna und verfolgte die Champions-League-Spiele der Eintracht eher halbherzig. Leuchtende Momente waren die Konzerte von Xavier Rudd und Suzanne Vega oder einige Filme – darunter der neue Film von Christian Petzold, Miroirs No. 3, den ich mit Flo im Cinema sah. Mit dem Eintracht-Museum verlegten wir Stolpersteine für Max Loeb, wir fuhren in den Spessart, Francey gab ihr erstes Konzert und The Chameleons spielten im Bett. Ein ganz großes Geschenk bekamen wir von unseren Kolleg:innen aus dem Museum: Matze konnte Michael Apitz gewinnen, Pia und mich im Ambiente der Waldtribüne zu zeichnen. Wir waren zu Tränen gerührt. Dass der neue Asterix erschien – und in Portugal spielte, setzte dem Ganzen die Krone auf
Der November hatte noch einige Highlights im Gepäck. Einerseits erblickte mein Büchlein tatsächlich das Licht der Welt – und ich bin schon ein bisschen stolz, denn es ist das allererste Werk, das die Geschichte des Frauenfußballs bei der Eintracht beleuchtet. Und das wird es auch für immer bleiben. Großartig aber auch ein anderes Buch: Khalida Popal erzählt in Meine wundervollen Schwestern die bewegende Geschichte des Frauenfußballs in Afghanistan. Dann kam es zu einem letzten Konzerthighlight: Los Fastidios gastierten mit Perkele in Wiesbaden – es war großartig. Eine wirklich nachhaltig in Erinnerung bleibende Reise führte uns nach Lübeck. Wir spazierten durch das Holstentor, wanderten auf den Spuren von Thomas Mann und Willy Brandt, fuhren mit dem Schiff über die Trave an die Ostsee und streiften durch die Gässchen der sehenswerten Altstadt. Und ich muss sagen: Wir haben uns beide ein bisschen in Lübeck verliebt. Auch wenn ich in Travemünde von einer Möwe attackiert wurde. Anschließend spazierten wir noch über die Landungsbrücken in Hamburg.
Ende November funkte mich mein alter Freund Höke an, ob ich mitkommen wolle nach Aschaffenburg – der ehemalige Motörhead-Gitarrist Phil Campbell würde auftreten, und er hätte noch ein Ticket. Und da es immer schön ist, alte Freunde zu treffen, sagte ich zu – zumal auch Babsi mit Chris nach Aschaffenburg kam. Mitten im Konzert rief mich Alex, meine Schwester, an. Es schien dringend zu sein.
2025 – Ein Rückblick – Teil II














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