Khalida Popal ist eine Heldin. Sie wird das bestimmt nicht gerne hören, und ich sage solche Sätze auch nicht gerne – aber mir fällt nichts anderes ein, schon gar nichts Besseres. Und mein Beitrag wird sein, auf dieses Buch aufmerksam zu machen – auch wenn es schwerfällt, in relativ kurzen Worten zu beschreiben, was Khalida beschreibt: Eine Geschichte von Heimat und Flucht, eine Geschichte der Frauen-Nationalmannschaft Afghanistans, eine Geschichte von Angst, eine Geschichte von (Macht-)Missbrauch, eine Geschichte der Gewalt, eine Geschichte der Kraft. Eine Geschichte von Verlust. Eine Geschichte der Traurigkeit. Eine Geschichte von Widerstand. Eine Geschichte von Freiheit. Eine Geschichte der Verzweiflung. Eine Geschichte des Überlebens. Und auch des Sterbens. Auch eine Geschichte des Fußballs. Und vor allem eine Geschichte über patriarchalische Verhältnisse. 

Es würde sich falsch anfühlen, Khalidas Geschichte nachzuerzählen und auf unfassbare Details einzugehen. Jedes Wort würde die Wucht des Buches schmälern. Es ist vielleicht das beste Fußballbuch, das ich je gelesen habe – und sicher eines der traurigsten. Auch wenn die Hoffnung stete Begleiterin ist. Das Buch erzählt nicht nur eine Lebensgeschichte – es erzählt auch die Geschichte des Frauenfußballs und der -Nationalmannschaft Afghanistans zwischen 2007 und 2021. Vom Mut, den viele junge Frauen aufbrachten, um kurze Momente der Freiheit zu genießen – und vom Preis, den etliche von ihnen bezahlen mussten. Weil sie von Männern benutzt, betrogen und missbraucht wurden. Weil Männer ihren Willen brechen wollten, weil Frauen sich unsichtbar machen sollten – selbst als die Taliban zurückgedrängt wurden. Weil Männer in Afghanistan und nicht nur dort eine Welt inszenieren, die es für Frauen oft lebensgefährlich macht, zu leben, zu lachen oder Freude zu empfinden. Umso größer der Respekt für Khalida und ihre Mitstreiterinnen, die allen Gefahren zum Trotz nicht aufgegeben haben, an ihre Sache zu glauben – auch wenn es zum Zeitpunkt der erneuten Machtübernahme der Taliban nur noch darum ging, möglichst viele Leben zu retten.

Khalida Popal ist eine Heldin. Und ich bin wütend. Auf all diejenigen, die so klein sind, die ans Geschäft, ihren Ruhm denken, die Ehre verteidigen und Schande vergelten – und dafür über Leichen gehen. Die die größten Schweinereien begehen und vertuschen und sich gegenseitig schützen. Und sich morgen auf die Fotos drängen, weil sie bewundert werden wollen – und leider oft genug auch werden.

Lest dieses Buch – und macht die Augen auf.

 

Khalida Popal
Meine wundervollen Schwestern
Edel Sports Verlag