Nach nunmehr drei Wochen in Thailand muss ich mal den Frankfurter Thais ein Kompliment machen, viele kochen recht authentisch und es kann dir hier passieren, dass aus Rücksichtnahme auf den Farang die Mahlzeit nicht spicy ist und das heisst dann aber auch nicht spicy.
Seite 29 von 70
Thailand, Ko Phayam, 6:30. Fünf Thai-Frauen und ein Nachwuchskrabbler tummeln sich am Strand, es gibt einiges zu erzählen, Junior spielt im Wasser. Ein schönes Bild an einem Sommermeermorgen. Ich schaue von meiner Hängematte aus zu. Das wollte ich zwar nicht, aber der frühe Vogel fängt den Wurm. Ich möchte allerdings auch keine Würmer fangen, aber ich bin wach. Ein kleiner Gecko schaut mir beim Frühstück zu.
Der Morgen begann mit einem kleinen Waran, der durch den Garten wandelte, einen Baum hinauf kletterte und sich dabei sogar fotografieren ließ. Die Flora und Fauna sind dann zu Frankfurt doch recht verschieden auch wenn die gemeine Stubenfliege auf der ganzen Welt zuhause scheint.
Mit langsamen Schritten nähert sich die Regenzeit, nach dem Donnerwetter von vorgestern brachte die Flut einige Mitbringsel von Land an den Strand, Blätter, ein halber Baumstamm und einiges an Kleingeraffel. Nach einigen Tagen hier, zeigt sich auch deutlich die Wandlung des Strandes bei Ebbe und Flut.
Buffalo Bay, wie die Bucht hier von Nichtthais genannt wird, weist schon eine seltsame Eigenschaft aus. Bei Ebbe ist im südlichen Teil nicht an baden zu denken, das Wasser zieht sich zurück, hier im nördlichen Teil macht sich die Flut zwar auch leicht bemerkbar, bei Ebbe ragen einige Felssteine aus dem Meer, die eben noch bedeckt waren, doch mit wenigen Schritten bist du jeweils im Wasser.
„Diamonds on the Water, music in the air“ singen die Oysterband und in der Tat kündigt sich der Sonnenuntergang mit der Spiegelung des Lichtes im Wasser an, wie eine Straße voller Diamanten auf der See.
Mit der Zeit schält sich ein Rhythmus heraus, der durchaus den Bedingungen der Natur unterworfen ist. Meist ist das Erste, was ich höre, der Ruf des Geckos. Einer dieser Gesellen lebt als Untermieter hinter meinem Badezimmerspiegel und kümmert sich nicht um Etwas.
Die Zeichen stehen auf langsamen Abschied, vielleicht soll ich Little Paradise nicht länger als nötig vereinnahmen, zumal die Saison hier sich langsam dem Ende entgegen neigt, auf meinem Weg durch die Insel habe ich sogar schon einen Platz entdeckt, der sich für die Regenzeit verabschiedet und fürs Erste geschlossen hat.
Die Tage vergehen im Wellenschlag, Erkundungen, Erholungen, Erfahrungen. Es gibt keine Eile. Morgens beim Erwachen saß eine Gecko hinter meinem Badspiegel. Er hat sich erschrocken, als ich kam.
Heute morgen ist Alfred abgereist, er hat mir zum Abschied ein Geschenk gemacht, dem ich eine schöne Idee widmen möchte, da ich beschlossen habe, es, wenn die Zeit gekommen ist, ebenfalls weiter zu geben. Es ist eine kleine Dose, deren Bestimmung es sein soll, weiter gegeben zu werden. Ihr Besitz ist ein Übergang, sie gehört auf die Reise und soll von Reisenden zu Reisenden weiter gegeben werden. Sie kann überall mit hingenommen werden, nur nicht nach Hause.
Gott hat viele Gesichter und ich glaube an die Signale, die sie senden und versuche, sie zu verstehen. Meinem Fuß geht es besser, heute ist es noch sinnig, Sand und Wasser zu vermeiden.
Als ich gestern im Meer badete, kam mir der Gedanke, ob es eine gute Idee ist, den Bungalow zu wechseln. Sicher, die Aussicht, in der Hängematte zu liegen und nur durch einen Baum getrennt auf die Andamanische See zu blicken, ist äußerst reizvoll, mit anderen Worten: Davon habe ich mein ganzes Leben geträumt.


