Wieder einmal hat es uns der Wind nach Portugal geweht, wieder einmal sind wir an der östlichen Algarve gelandet. An allen Ecken und Enden wird gebaut, verändert sich das Bild  – auch hier bleibt die Zeit nicht stehen, werden die Dinge teurer – und für viele Einheimische unbezahlbar. „Luxus“-Wohnanlagen entstehen wie Sand am Meer, welches sich hinter der vorgelagerten Ria Formosa versteckt.

Die Preise in den Restaurants erreichen wie in Frankfurt Rekordhöhen, der Mindestlohn hängt bei ungefähr 6 Euro die Stunde – ob ihn die Migranten aus Afrika oder Nepal bekommen, die in brütender Hitze Straßen bauen, weiß ich nicht. Wie ein schwerer Schatten lastet die Wandlung und die bange Frage, wo das alles hinführen soll. Jetzt, Mitte Mai, ist noch Platz für alle, in der Hochsaison platzen die Orte aus alle Nähten – und Tourist:innen verdrängen in den kleinen Cafés und Restaurants diejenien, die schon immer hier lebten, Meterlange Wohnmobile beschlagnahmen die Plätze und kein Ende ist in Sicht.

Dennoch, wir hatten eine gute Zeit, sind viel unterwegs gewesen, haben jede Menge erlebt und sind netten Menschen begegnet. Lauschten in einer Kirche in Tavira einem Fado Konzert und in Faro öffentlichen Musikdarbietungen. Radelten durch die Ria Formosa, fuhren womöglich ein letztes Mal mit dem alten Dieselzug der Linha do Algarve und mit einer Fähre auf die Ilha da Armona, wo wir unsere Blicke sehnsüchtig über den Atlantik schweifen ließen. Spazierten durch die Knochenkapelle in Faro und aßen Bifanas in Olhão. Zitronen purzelten von den Bäumen und fanden sich unvermittelt in Getränken wieder.  Schnatternd fliegt ein Schwarm Flamingos über unsere Köpfe hinweg. Wahrscheinlich sind wir eher Teil des Problems als der Lösung – auch wenn wir versuchen, uns dem vorherrschenden Leben anzuschmiegen. Was bleibt ist Sehnsucht, Saudade. Man könnte einen Fado darüber schreiben.