Ein Sammelsurium aus dem angebrochenen Leben

Zuhause

Zuhause. Pia hat mich, obgleich sie krank ist in aller Frühe in Frankfurt abgeholt, der Flug hat sich gezogen. Immerhin liefen auf dem kleinen Monitor noch zwei Martial Arts Filme, die mir die Zeit einigermaßen vertrieben, an Schlaf war nicht wirklich zu denken.

Was bleibt ist ein Traum, besser zwei. Der eine war die Erfüllung eines lange gehegten Wunsches, nämlich Thailand zu bereisen. Mein erster Reiseführer stammt aus dem Jahr 1995, damals plante ich einen Urlaub, der Rauswurf und die Wohnungssuche kamen dazwischen, statt in Thailand bin ich seinerzeit in Oberrad gelandet – und 17 Jahre geblieben. Lang ist’s her.

Der zweite war die jetzige Reise, ihr habt es mitbekommen, die Zeit in Little Paradise, die unaufgeregte Entspannung, das glückliche Finden eines phantastischen Platzes, das Erleben einer Welt der Geckos, Fischadler, Sonnenuntergänge und Meereswellen. Knapp fünf Wochen habe ich so gut wie keinerlei Informationen über die wirkliche Welt empfangen, die doch nicht die wirkliche Welt ist. Außer den Eintracht-Ergebnissen und die Meldung, dass Alex Meier verletzt ausfällt, habe ich keine Zeitung, keinen Blog und auch sonst nichts gelesen – und mir hat nichts, aber auch gar nichts gefehlt, außer vielleicht die ein oder andere Information, was ihr gerade so macht. Zwei Mal musste ich in mein Postfach bei web.de, um Informationen aus meinem „Unbekannt-Ordner“ abzurufen, las etwas über einen Flugzeugabsturz, ich blendete ihn aus.

Was bleibt ist die nicht gerade neue Erkenntnis, das ein glückliches Sein nicht von der permanenten Unterhaltung des Alltages und der Anhäufung von Dingen, abhängig ist, dass all die Aufregungen und Wellen letztlich nur Ablenkungen von dem sind, die wirklich wichtig ist. Pia, meine Eltern und Familie, die Freunde und die einfachen Dinge des Lebens. Natürlich fällt es leichter, wenn die Notwendigkeit des Geldverdienens für eine Zeit lang entfällt, wobei ich mich letzten Endes bestimmt nicht über meine Arbeit beschweren möchte. Das Betrachten des Meeres, des Dschungels, der Pflanzen- und Tierwelt ist nicht abhängig vom Ort, an dem du dich aufhältst. Wenn aus Kokosnüssen Äpfel werden, aus Geckos Eichhörnchen, aus Adlern Eichelhäher und aus Affen Rehe ist dies die hiesige Welt, die uns umgibt und dennoch ein Gleiches erfüllen kann, das Staunen über die Natur. Da bin ich froh, dass wir unseren Garten haben, ohne Strom, ohne fließend Wasser, aber mit Hängematte und Feuerstelle.

Was bleibt ist die Frage, wie fürderhin mit seiner Zeit, die doch arg begrenzt ist, umzugehen. Und wie mit den Dingen, Menschen und Vorfällen. Ob sich in diesem Umgang etwas ändert, ob etwas mit mir aus Thailand nach Frankfurt gereist ist, abgesehen von der Erinnerung, bleibt abzuwarten. Die besten Plätze sind, zumindest für mich, stets am Wasser, am Fluss, an der See, am Meer. Ob das der Main, die Themse, der Atlantik oder die Andamanische See ist, spielt kaum eine Rolle. Glücklich ist, wer gesund ist. Glücklich wer liebt und geliebt wird. Glücklich, wer Sackgassen als Chance erkennt, wer Unmöglichkeiten in Möglichkeiten wandeln kann und seinem Wesen auf die Spur kommt. Das eigene Leben als Ansammlung gefrorener Spiegelbilder, als permanente Wandlung, ein Sichnäherkommen oder Entfremden, je nachdem was wir wie tun.

Unterwegssein und sich freuen, dass man sich mitnimmt. Und das Wissen, stets an einem Anfang zu sein. Geduld, Humor und Auswege finden, das Achten auf die Geister, die unter uns sind und sich nur für den Wachen zu erkennen geben, die dich leiten, wenn du in Not bist und dich machen lassen und nie auf Zuruf sichtbar werden. Dank sei ihnen, die mich auch jetzt nie im Stich gelassen haben. Vielleicht sind sie nur Gestalten, die aus dir heraus für einen kurzen Moment sichtbar werden, die alle Teil eines Selbst sind, das eine Ansammlung verschiedenster Widersprüche ist, Widersprüche, die im konkurrierenden Wettkampf dein Jetzt bilden.

Zuhause. Das wirkliche Zuhause ist in dir. Wenn du Glück hast. In diesem Sinne wünsche ich euch eine gute Zeit und Zufriedenheit. Und wenn ihr zulange in einer Sackgasse verweilt, unglücklich seid, unzufrieden und hadernd, denkt daran, dass es nur an euch liegt, die Dinge zu ändern, den Blick, den Ort, die Menschen. Bewegt euch, solange ihr euch bewegen könnt.

Happy travelling, wohin auch immer die Reise hingeht, ob im Kopf, in der Welt, in der Zeit. There’ll be diamonds on the water and music in the air.

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2 Kommentare

  1. Kid

    Mich zieht es auch zum Wasser, doch ebenso in die Berge. Das höchste Glück ist für mich also ein Bergsee. :-)

    Ja, Beve, nur wenig ist wirklich wichtig. Und Bewegung tut Not. Doch der erste Schritt ist auch da der schwerste, glaube ich.

    Ich wünsche Pia auf diesem Wege gute Besserung und euch beiden eine glückliche Zeit!

  2. Beve

    Berge sind auch toll, aber ich würde immer das Meer vorziehen, so ich eine Wahl hätte.

    Grüße richte ich aus. Und die Zeit. Kommen wird sie :-) Move on …

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