Anfang des Jahrtausends war ich mehrfach in Cadaqués – einem kleinen Ort an der spanischen Mittelmeerküste. Salvatore Dali war in der Gegend zuhause, seine Spuren finden sich überall. Nicht weit davon entfernt liegt an der Küste das Cap de Creus. Auffällig die bizarren Felsformationen. Die Nächte verbrachte ich in meinem geliebten D-Kadett Kombi, kaum 6 Liter Sprit hat er gebraucht.

Auf dem Weg von einer kleinen Bucht in den Ort konnten wir uns duschen. Nachts fotografierten wir die beleuchteten Gebäude mit kleinen Kameras, die wir auf winzige Stative montierten. Analog natürlich. Nach Wochen hielten wir endlich die Bilder in der Hand. Manche sind sogar etwas geworden. Manchmal liehen wir uns nachts ein Ruderboot und paddelten auf eine kleine Insel ein paar Meter im Wasser. Das durfte niemand wissen. Ab und an kletterten wir auf den Felsen des Cap de Creus herum, der Wind wehte uns um die Ohren, der Blick aufs Meer verhieß Sehnsucht. Übrig geblieben sind Erinnerungen, eine zerbrochene Freundschaft, ein Gedicht, welches ich handgeschrieben in eine Felshöhle steckte, in der es wohl verwitterte und ein Stein, den ich mitgenommen habe.

 

Herzfraß

Seewind peitscht die Wellen an die Felsen,

Wassersalz zerfrisst den sandgeschliff‘nen Stein

zu schroffen Fratzen,

Möwenschrei.

 

Zerzaust und winzig klein ein Mensch

in dessen Herz zerschabte Träume hausen.

Ein Wand‘rer weint – allein weil Glück ihn zwingt,

so ist es Wehmut, wenn Wind und Meer um Tränen bitten,

die traurig sind, wie Vaters Tod in Kinderangst.

 

Ein Leuchtturm hellt die schwarzen Sternenwellen,

so weist die Nacht auf Einsamkeit,

und noch dazu auf einen Morgen,

der eine neue Nacht verbirgt.

 

Das Windmeer wäscht des Wand‘rers Seele,

der angefress’ne Traum schläft mit der Sehnsucht

flüchtig, wild und zart,

wie ein rostzerfall‘ner Rosensommer,

– und Heimweh bleibt,

nach dort,

wo ich noch niemals war.