Unterwegssein. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Treiben lassen, neue Wege erkunden, wenn machbar, nie den gleichen Weg zurück gehen. Hinter jeder Kurve liegt das Unmögliche. Das Unentdeckte, das nicht mit dem Ballast der eigenen Geschichte Verwobene. Manchmal bringe ich Dinge mit. Wie 1998 aus Venedig.

Ich war mit dem alten Micra meiner Mutter unterwegs, der Saab war seit einigen Wochen Geschichte, ein Unfall mit Blick auf die Berliner Gedächtniskirche hatte sein Ableben beschleunigt. Die Rückbank hatte ich aus dem Micra ausgebaut, so hatte ich Platz für mein Fahrrad. Nach ein paar Tagen bei Freunden in Emmendingen übernachtete ich am Schluchsee, natürlich im Auto, Geld für Unterkünfte hatte ich keines. Prompt kontrollierte mich die Polizei. Mit an Bord war ein winziges Einmannzelt, als ich später am Fuße der Alpen erstmals darin übernachtete, war es am nächsten Morgen von innen gefroren. Weiter gings ins Cinque Terre, las in meiner Hängematte Moby Dick. Fuhr mit dem Fahrrad durch Pisa und Florenz – und machte mich auf nach Venedig. Verkehrsschilder lotsten mich Richtung Adria. Dummerweise schaute ich nicht im Plan nach – und landete in einem Ort gleichen Namens, es wurde bereits dunkel, so übernachtete ich erneut im Micra, um am nächsten Tag in aller Herrgottsfrühe Richtung Venedig aufzubrechen. Den Wagen stellte ich im Parkhaus ab und nahm im Morgengrauen die erste Fähre. Noch lag die Stadt im Schlaf, die ersten Rolläden wurden hochgezogen, ich durchstreifte die Gassen, stand alleine auf der Rialtobrücke – und kam mit einem Maskenmacher ins Gespräch. Noch am gleichen Abend brachte mich die Fähre wieder zurück. Im Gepäck hatte ich nun diese Harlekinsmaske. 22 Jahre später habe ich sie noch immer. Auch wenn ich jetzt vorerst nicht Unterwegssein kann. Und Masken plötzlich eine andere Bedeutung gewonnen haben.