Kategorie: Frankfurt (Seite 2 von 13)
Letzten Herbst kaufte ich mir in weiser Voraussicht ein neues Rad, nix dolles – weder ist es elektrisch noch hat es sonst große Speränzchen. Schön grün ist es und ich muss meinen Rücken nicht mehr wie bei meinem Mountainbike durchbiegen. Und ich habe es sogar noch 100 Euro billiger bekommen, 400 Taler für jede Menge Spaß. Scheint bislang ein guter Deal gewesen zu sein. Zum rechten Zeitpunkt will ich meinen. Damals war nix los.
Wenn du bei Praunheim an der Nidda entlang fährst, führt dich eine Brücke in den Niddapark, angelegt zur Bundesgartenschau 1989 – für die Alt-Frankfurter immer noch gefühlt das Ginnheimer Wäldchen. In den 168 Hektar großen Park passt 15 Mal der Günthersburgpark, das Gelände ist also ganz schön groß. Gleich fünf Stadteile grenzen an den Park, Bockenheim, Ginnheim, Hausen, Praunheim und die Römerstadt.
Was bin ich früher viel Rad gefahren. Egal ob Spessart, Odenwald, Glastonbury, Prag, Paris oder Frankfurt. Fahrradfahren war Entschleunigung, das langsame Hineindrehen in eine andere Welt. Draußen war woanders, die Wege suchten wir uns selbst. Digitale Navigatiossysteme gab es nicht, manchmal hatten wir Karten dabei, manchmal auch nicht. Zurück gefunden aber haben wir immer.
Als mit dem SV Waldhof Mannheim der Gegner der Eintracht in der ersten Runde des DFB Pokals feststand, herrschte kollektives Aufatmen. Zwei Traditionsclubs sollten aufeinander treffen, die jungen Wilden beider Vereine sind befreundet, die Anreise sogar mit dem Fahrrad machbar. Und rein sportlich ein durchaus brisantes Duell – Waldhof hatte als Aufsteiger in die dritte Liga noch kein Spiel verloren. Also nix wie hin …
Montag Abend, halb acht. Es ist arschkalt. Dennoch laufe ich die Wiesenstraße runter Richtung Berger, Schneereste des vergangenen Tages säumen die Straßenränder. Weiter unten an der Saalburgallee überholen mich mehrere Polizeiwagen, während die Dippemessaufbauten der Dinge harren, die in den nächsten Tagen kommen werden. Gemurmel dringt an mein Ohr, Menschen sind unterwegs. Der FSV Frankfurt spielt gleich gegen die Offenbacher Kickers, der Bornheimer Hang ist mein Ziel.
Ein gutes Jahr lagen sie zu Hause rum, die Karten für den Akustik Auftritt der Liechtensteiner bzw. Schweizer Band The Beauty of Gemina um Kopf und Sänger Michael Sele im Nachtleben. Und so sicher wie das Amen in der Kirche kam der Abend näher. Und dann war er da.
Je älter du wirst, umso mehr wirst du mit Spuren der Vergangenheit konfrontiert – ob du willst, oder nicht. Natürlich auch am Reformationstag, alle deutsche Welt spricht von Martin Luther, dem Reformator, der für die Christen wohl eine große Bedeutung hatte, für die Bauern und Juden hingegen nicht. Beziehungsweise keine gute.