Es war der reine Zufall: Eigentlich wollte ich nur die neuen Beläge für die Scheibenbremsen meines Rades einbremsen und rollte bremsend den Enkheimer Steg hinunter, vorbei am Kleintierzuchtverein. Auf halben Weg Richtung Bornheimer Hang fiel mir ein: Oh, es ist ja Dippemess. Die ich seit Jahren weiträumig umfahre. Aber aus irgendeinem Grund schloss ich wenig später mein Rad an den fast leeren Ständern vor dem neuen Schwimmbad neben der Eissporthalle ab. Nebenan parkte ein Polizeiwagen.
Als Kind war ich oft dort, meine Großeltern wohnten in Bornheim – aber ich kann mich nicht erinnern, jemals mit einem der damaligen Fahrgeschäfte gefahren zu sein. Im Prinzip erinnere ich mich nur an einen schwarzen Tee in exotischer Dose und einen Gürtel mit Löwenkopfschnalle, die ich damals kaufen durfte. Und an einige Taxinächte, an denen ich dort stand und auf Fahrgäste wartete oder ewas aß. Einmal noch bin ich mit dem Riesenrad gefahren – das wars. Tausendmal allerdings bin ich mit dem Auto vorbeigefahren – und mich gewundert, wer da eigentlich noch hingeht.
Auffällig ist, dass extrem viele Menschen mit Migrationshintergrund unterwegs sind, Menschen jeglichen Alters stehen an den Fahrgeschäften Schlange. Es ist quietschbund auf dem Gelände und ein Stimmengewirr allererster Güte. Das Riesenrad dreht gemächlich seine Runden, der Gladiator sorgt für Staunen und manchmal auch für Panik. Doch was ist das eigentlch? „Es handelt sich um eine Art Schwingkarussell, bei dem die Fahrgäste in Sitzen Platz nehmen, die an Armen aufgehängt sind. Diese Arme schwingen in alle Richtungen und drehen sich dabei um ihre eigene Achse. Gleichzeitig wird die gesamte Plattform, auf der die Sitze montiert sind, in die Luft gehoben und rotiert. Die Fahrt sorgt für ein intensives Gefühl der Schwerelosigkeit und rasante Beschleunigung, weshalb sie bei den Besuchern sehr beliebt ist. Die Fahrt ist bekannt für ihren Nervenkitzel und die hohe Geschwindigkeit …“ erzählt mir eine künstliche Intelligenz Naja. Im Grunde ist ein 60 Meter langer Arm, der sich um die eigene Achse dreht. An den jeweiligen Enden sind jeweils zehn Plätze, die sich zudem in alle Richtungen drehen. Ich möchte mal wissen, wieviele Handys dabei flöten gehen.
Losbuden mit Plüschfiguren gibt’s immer noch, – hie und da vernebelt künstlicher Rauch den Blick, Kindertag. Damals wie heute nagt der Nachwuchs an Schokolade überzogenen Früchte, die Jugend lungert am Autoscooter oder am Break Dancer herum und die Kids schwingen kreischend am Kettenkarussell in die Höhe und fliegen dem Himmel und ihren Träumen entgegen. Ich schiebe mich durch die Gänge, es ist ein fast psychedelisches Erlebnis, die Gerüche dazu. Hinten dreht die Achterbahn ihre Runden
Mit dem festen Vorsatz, demnächst mal wieder mit Pia Riesenrad zu fahren treibe ich zum Rad, das noch genau so dasteht, wie ich es verlassen habe. Vielleicht habe ich die Veranstaltung jahrelang unterschätzt: Seltsam beschwingt radel ich nach Hause und lache sogar den Menschenmassen zu, die den Radweg ignorieren. Später fällt mir auf, dass ich gar keine Dippe gesehen habe. Muss ich wohl nochmal hin.
Leider gibt es keine Dippe mehr dort. Bis vor ein paar Jahren gab es wenigstens noch eine kleine Ecke. Aber die wurde auch abgeschafft.
Das ist ja ein Ding. Hat wahrscheinlich niemand mehr gekauft und wenn, gingen sie vor Ort kaputt.