Your architects were madmen – your builders sane but drunk sangen die Pogues einst in ihrem Song London, you’re a lady. Und so ganz Unrecht haben sie damit nicht. Vor allem London City aber auch die Hochhäuser an der Southbank machen es dir nicht einfach, einen Weg durch die Stadt zu bahnen. Jede Nische wird zugebaut. Gläserne Fassaden zeugen von einem scheinbar unermesslichen Reichtum. Dazwischen versteckt sich immer ein Pub. Etwas Unvorhergesehenes. Ein Lied. Und davon handelt dieser kleine Text. Über Lieder über London.

Und da bleiben wir gleich bei den Pogues, unüberhörbar eine meiner Lieblingsbands. Ein Wunder dass deren Sänger Shane McGowan noch lebt, der Chronist der kleinen Leute, trunkene Poesie. Oftmals haben sie London besungen. Und während Ralph McTell seit den frühen Siebzigern durch die Streets of London schlendert und dir etwas zeigt, dass deinen Geist verändern wird, werden die Straßen bei den Pogues zu den Dark streets of London: And I’m buggered to damnation and I haven’t got a penny to wander the dark streets of London. Ohne Geld hast du es schwer in dieser Stadt, die Preise für Wohnungen scheinen noch unerschwinglicher als woanders – und doch liegt etwas Versöhnliches über London, in diesem Neben- und Miteinander der unterschiedlichsten Menschen: When you hear this lullaby – May the wind that blows from haunted graves – Never bring you misery – May the angels bright … heißt es im Lullaby of London, auf wacklingen Beinen präsentiert anlässlich der Eröffnungsfeier zu Olympia 2012, eine Veranstaltung, die das Gesicht Londons nachhaltig veränderte. Aber auch das London Girl besangen die Pogues: When the cold winds come to find you  – Blowing down from the top of the high rise – I’ll come and take you back down to Soho – Away from all those mad men’s eyes – This could be our final dance …

Den allermeisten von uns wird jedoch beim Thema London und Songs Clashs Klassiker London Calling einfallen, jener düstere Song, der heute auch sogar bei Junggesellenabschieden in völliger Verkennung des Inhaltes zelebriert wird. The ice age is coming, the sun’s zooming in – Meltdown expected, the wheat is growing thin – Engines stop running, but I have no fear – ‚Cause London is drowning –  I live by the river. Bruce Springsteen coverte den Song und spielte ihn 2009 im Hyde Park. 45.000 sangen mit.

Rau geht es auch in den Guns of Brixton zu, 1979 veröffentlicht. You can crush us – You can bruise us – But you’ll have to answer to oh, the guns of Brixton … 1981 trafen Polizei und Demonstranten aufeinander, die Brixton Riots gingen n die Geschichte ein. Clash lieferten zwei Jahre zuvor bereits den Soundtrack dazu. Und 1977 veröffentlichen sie auf ihrem Debutalbum den Song Londons burning, beschreiben die Langeweile und Perspektivlosigkeit Jugendlicher, aus der für einen Moment ein Auto heraus hilft: I’m up and down the Westway, in and out the lights. Und etwas später: Now I’m in the subway and I’m looking for the flat – This one leads to this block, this one leads to that – The wind howls through the empty blocks looking for a home – I run through the empty stone because I’m all alone. Später setzten die Waterboys dem Gitarristen von Clash, Mick Jones, ein musiklisches Denkmal. He aced Strummer with his killer licks – You were my guitar hero, London Mick.

Auch Carter USM besingen immer wieder Londoner Szenarien. Darunter in God created Brixton auch die 81er Riots: Throwing bottles as the police sirens wailed – And a love song might not be suitable – But you look beautiful tonight. Bei deren letztem Konzert im November 2014 in der Brixton Academy 2014 waren wir dabei. Und sie spielten den Song. Und wir sangen mit: Something told me it was true – God created me and you – And God created Brixton too. Gleiches Thema, anderer Style: Eddy Grants Electric Avenue brachte die Kids zum Tanzen, auch wenn viele nicht wussten, um was es ging als er sang: Workin‘ so hard like a soldier – Can’t afford a thing on TV – Deep in my heart I’m a warrior – Can’t get food for them kid, good God

Klar, wenn es um London geht, kommen wir an den Smiths nicht vorbei, auch wenn Morrissey seit geraumer Zeit einen, gelinde gesagt, merkwürdigen Weg geht. Aber London ist und bleibt ein Klassiker: You left – Your tired family grieving – And you think they’re sad because you’re leaving – But did you see Jealousy in the eyes – Of the ones who had to stay behind? Ach Morrissey, weshalb musstest du so enden, wie es derzeit aussieht?

Udo Lindenbergs Protgaonist hingegen wollte schon mit 13 abhauen. Er wollte nach London. Dorthin kam er auch, aber so richtig erfüllend war es auch nicht: Er spürte, dass er irgendwie auf der Suche war – Doch was er eigentlich wollte – Das war ihm damals noch nicht klar. Die Lillingtons hingegen beziehen sich in Londons Fog auf den Nebel im Jahr 1935, Vorboten einer dunklen Zeit? Sometimes, at night their screams are turned to fog – As they gather around the demagogue – Battle the night, the wind was oh so cold – Now, the chosen variable’s controlled. 1936 kam es zu den Auseinandersetzungen in der Cable Street, thematisiert von The men they couldn’t hang: The Ghost of Cable Street. Oswald Mosley, Anführer der faschistischen „Schwarzhemden“, plante im East End einen Aufmarsch, 300.000 Londoner stellten sich diesen entgegen, Die Faschisten und die über 10.000 Polizisten wurden mit Unrat und Pflastersteinen empfangen: So listen to the sound of marching feet – And the voices of the ghosts of Cable Street – Fists and stones and batons and the gun – With courage we shall beat those blackshirts down… sangen die Männer, die sie nicht hängen können auf dem 1986 erschienen Album How green is the valley.

T. Rex widmete sich den London Boys. Mighty mean mod king – Dressed like fame – London to Brighton – And then back again. Es wird sich nicht nur um einen Ausflug an die See gehandelt haben. Und die Heavy Metal Kids wussten, dass die Chelsea Kids ebenfalls keine Buben von Traurigkeit waren. Vor Abramowichs Übernahme waren die Anhänger des Londoner Football Clubs Chelsea berüchtigt. Heute kann sich keiner mehr von ihnen eine Wohnung in Chelsea leisten – und selten nur den Eintritt zu den Fußballspielen an der Stamford Bridge. These boys don’t play with toys – But they sure make a lotta noise – They play around with each others lives – Cut throats with Ibiza knives. Booze and Glory hingegen sind große Anhänger von West Ham Unitedund machen aus ihrer proletarischen Haltung keinen Hehl. In London Skinhead Crew beziehen sie klar Stellung: We grew up on dead end streets – Lack of teeth, full of dreams – Drinking beer and forever blowing bubbles

Ob Marianne Faithful jemals zum Fußball ging, kann ich nicht sagen. Aber auch wenn die Füße blutig sind, so wird sie im Mondlicht tanzen: So give my love to London – Tell ‚em I’ll be there soon – Meet in Piccadilly – And we’ll dance by the light of the moon … Auch Heather Nova kommt heim. Und freut sich auf den unvermeidlichen Londoner Regen, obgleich es in Berlin mindestens genau so oft regnet. Aber nicht so schön wie in London: And where l’m home, curled in your arms – And I’m safe again – I’ll close my eyes and sleep, sleep – To the sound of London Rain. Einer der schönsten Plätze in London ist sicherlich Primrose Hill, nirgendwo schöner überblickst du die Silhouette der Metropole. Schon 1970 musikalisch verewigt von John & Beverly Martyn: We went to see the sun go down on Primrose Hill – The Sunday evening sun go down on Primrose Hill – Never could be anything else – Never should be anything else …

Ja, den vermisse ich in in diesen Tagen, den Blick von Primrose Hill oder den Londoner Regen. Dann geht’s down in the tubetstation at midnight. Später dann Misty Morning Albert Bridge. Oder an der Blackfriars Bridge. Den Waterloo Sunset. Die West End Girls. Oder einfach nur die Baker Street. Ach, sagen wir es mit den Worten von Julie London: I miss you so.