Das Genre der Schwarzen Romantik führte jahrelang nahezu unbeachtet von der Öffentlichkeit ein Nischendasein, einzelne Werke vermochten den Betrachter zwar zu fesseln – im Zusammenhang aber blieb die Schwarze Romantik im Schatten.
Ich kann ein Lied davon singen, betrieb ich doch die Homepage schwarzeromantik.de und so man den Begriff in den Suchmaschinen eingab, wurde meine Seite neben Wikipedia recht bald gelistet – dennoch hielten sich die Besucherzahlen in Grenzen.
Vor Jahren gab es in Berlin eine Ausstellung zum Thema, nun hat sich das Frankfurter Städel der Schwarzen Romantik gewidmet. Unprätentiös und in zwei Teile gegliedert, präsentiert die Ausstellung Bilder, Skulpturen und sogar Filmausschnitte, welche sich dem Genre zurechnen lassen. Wer jedoch die Schwarze Romantik in einem engen Zeitraum definieren will, wird der Thematik nicht gerecht und so hat sich das Städel völlig zu Recht dafür entschieden, Werke aus unterschiedlichen Jahrhunderten zu präsentieren. Werke, die eines vereint: Die dunkle Seite menschlichen Werdens. Das Abgründige der Natur.
Und so finden wir Füsslis Nachtmahr ebenso wieder, wie Bilder des großen Caspar David Friedrich oder von Theodore Gericault, dessen Hauptwerk „Das Floß der Medusa“ jedoch im Louvre hängt. Lieblich ist hier nichts, auch nicht die „Stille“ im Werk Friedrichs. Variationen der Shakespearschen Hexen in Macbeth, eine wahnsinnige Mutter, das tote Kind im Arm, ein Bein im Kochtopf, Schneeberge, Ruinen, Gräber begegnen uns ebenso, wie Filmausschnitte von Murnaus Nosferatu, Brownings Dracula mit dem famosen Bela Lugosi oder Whales Frankenstein, dessen Monster, unvergessen Boris Karloff, sich auf eine Zeichnung Goyas zurückführen lässt- Die Chinchillas aus dem Zyklus der Caprichos, der gleichfalls im Städel zu sehen ist. Und die tote Elisabeth im Filmausschnitt erinnert unweigerlich an die weiße Frau bei Füssli.
Auch surrealistische Elemente werden unter den Begriff des Schwarz-Romantischen subsumiert, wir begegnen Dalis Totenkopf, der eine Frau ist, wir sehen Ausschnitte aus Hitchcocks Spellbound, Gegory Peck erinnert einen Traum, dieser wiederum erinnert an Dalis Werke – und hinter einem Vorhang versteckt, werfen wir einen Blick auf die wohl bekannteste Sequenz des frühen Bunuel/Dali-Filmes Der andalusische Hund – der legendäre Schnitt durch ein Auge. Nebenan harrt ein Frosch mit Kaninchenohren der Dinge.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 20.01.2013, begleitend erschien der Katalog, der mit 34,90€ zwar nicht billig, aber dafür höchst aufschlussreich ist. Wer möchte, kann sich im Museumsshop noch mit Literatur versorgen, einführend zählt das über 80 Jahre Werk Liebe, Tod und Teufel von Mario Praz als Referenzwerk.
Aber natürlich lassen auch sich die frühen Schauergeschichten von Walpole und Lewis, von E.T.A Hoffmann und Edgar Allen Poe, von Shelleys Frankenstein bis hin zu dem neu erschienenen Casper Jacob eures geneigten Bloggers bei einer Tasse goutieren, wobei letztlich sich das Abgründige nie auf den rein ästhetischen Zweck reduzieren lässt. Es ist mehr oder minder ein Teil von uns, dessen Sichtbarwerden in der Kunst vielleicht die Dämonen der Gegenwart beherrschbar macht. Zumindest ein bisschen.
Danke für den Tip, Beve. Das werde ich mir nicht entgehen lassen.
die ausstellung ist wirklich sehenswert – und du kannst mit dem ticket natürlich auch in die anderen räume, die alten meister oder die gegenwartskunst – wenn du denn möchtest.
die alten meister!
womit der Bezug zur Eintracht auf kunstsinnige Weise wieder mal hergestellt wäre ;-)
Ich habe sie sehr genossen. So wie ich die dunkle Seiten, die Schatten schon immer inetressanter fand. Danke für die Nachbetrachtung, Beve!
Viele Grüße & weiterhin sichere Straßen, Fritsch.
die alten meister und die eintracht – stimmt, das passt. fritsch, ohne sonne kein schatten. so wills der brauch :-)
Hurra wir Leben noch, wir sind doch tatsächlich aufgewacht heute Morgen, einen Direkten Weltuntergang hat es also nicht gegeben, mit Beendigung des Maya Kalenders beginnt nun wohl der Willy Kalender?
Der richtige tag musste es schon sein um die Ausstellung im Städel zu besuchen, also viel die Wahl auf den 21.12.2012 und es war eine gute Entscheidung das Wetter spielte mit, die Wolkenkratzer versteckten sich hinter Nebelschwaden und das Licht wurde immer diffuser statt heller, die Besucherströme hielten sich in Grenzen, viele waren wohl noch zum Einkaufen für die „Tage“ so dass nur einzelne Besuchergruppen mit Französisch sprechenden Führern mal im Wege standen. Die Parkplätze vor der Tür waren Gespenstisch leer und die höchst Parkdauer von 2 Std. wurde locker um mehr als das doppelte überschritten. Es war ein toller Tag Danke Beve für den Tipp, und für Dich und Pia ein Lichterreiches Weihnachtsfest sowie ein Anonyme Trottel freies neues Jahr wünschen U&K
Ich fand die Ausstellung ziemlich kitschig und ganz und gar nicht düster. Eher eine Stimmung, so wie sie in diesem Plastik-schmonzes-Laden in der Zeilgalerie herrscht, der Gipsabdrücke von Drachen und Jungfrauen verkauft. Entbehrlich.
Gruß vom Dippegucker
weltuntergang und schwarze romantik – und wir leben tatsächlich noch ulrich, das ist doch was.
dippegucker, so ganz kann ich deine einschätzung nicht teilen, alleine, was schon die auswahl der werke betrifft. und entbehrlich ist vieles :-)