Am Ortsausgang von Terezin Richtung Bohušovice sollen noch Reste der Gleise der nach Theresienstadt ankommenden und von hier abfahrenden Züge erhalten geblieben sein, die ich gerne sehen möchte. Züge, die ankamen spuckten Menschen aus, für die zumindest zu Beginn die Ankunft in Terezin die Hoffnung bestand, dauerhaft hier zu leben. Züge, die abfuhren, fuhren die Menschen in den Tod; in die Vernichtungslager nach Treblinka oder Auschwitz.
Tag: 8. Februar 2016
Es ist nicht einfach, den Weg von den Dresdner Kasernen zur Kleinen Festung zu finden, obgleich mir die Richtung eigentlich klar ist. Mal stehe ich in einer Sackgasse, mal stehe ich vor einer Baustelle, mal stehe ich vor den Außenwällen. Seltsamer Weise entdecke ich kein Hinweisschild. Seltsamer Weise ist hier kaum jemand. Es muss doch einen Weg geben?
Am Morgen des 1. Februar 2016 werfe ich einen Rucksack mit ein paar Klamotten in unseren Dacia, dazu eine Flasche Orangensaft, eine Rolle Kekse, Handy, Fotoapparat und mein Tablet. Kurz zuvor hatte ich mich von Pia verabschiedet, die Reise beginnt mit David Bowies Heroes. Vor mir liegen über 2000 Kilometer Fahrt. Vor mir liegt der Besuch im Ghetto Theresienstadt, vor mir liegt der Besuch im Konzentrationslager Auschwitz. Theresienstadt, tschechisch Terezin, liegt in Nordböhmen, 60 km nördlich von Prag, Tschechische Republik. Auschwitz, polnisch Oświęcim, in Oberschesien, Polen. Beide Orte waren Orte des Grauens, Orte des massenhaften Verbrechens der Nazis vorwiegend an Juden.