Ein Sammelsurium aus dem angebrochenen Leben

Randale. Gewalt. Empörung.

Es scheint, als spitze sich eine Situation zu, die medial gemein als Randale definiert wird und vermeintlich kaum einen anderen Begriff zulässt. Der vermeintlich objektive Zuseher ist zunehmend empört, fordert virtuell Sanktionen und distanziert sich von Allem und Jedem.

Klar, es geht um Pyrotechnik beim Fußball, es geht um Platzstürme – sprich, es geht um all die Bilder, die uns in letzter Zeit erreichten – medial ganz schnell als Form von Randale und Gewalt, gar Kriminalität definiert. Und jeder Auftritt dieser Art wird uns als neue Form der Gewalt verkauft, als etwas Einzigartiges, das es gilt massiv zu sanktionieren. Erstaunlicherweise geht kein Aufschrei durch die Welt, wenn wirklich etwas Schreckliches passiert, bei all den Toten im sogenannten Drogenkrieg in Mexiko, bei den politischen Ereignissen in Syrien, selbst bei national befreiten Zonen im eigenen Land bleibt es merkwürdig ruhig.

Die Welt im Widerstreit gewaltiger Interessen, deren Darstellung geprägt sind von der jeweiligen Lobby. So akzeptieren wir einen „Normalzustand“ da wir es nicht anders gewohnt sind und empören uns, wenn der vermeintliche Normalzustand anders daherkommt, wenn etwas geschieht, das nicht dem Gewohnten entspricht, unabhängig von der Qualität. So ist für uns die massenhafte quälerische Tierhaltung, die maschinelle Verwertungsindustrie von Rindern, Schweinen und Hühnern völlig egal, wir gehen in die Supermärkte und kaufen ohne schlechtes Gewissen abgepacktes Fleisch und belegen die Brote unserer Kinder damit. Soll aber ein einziges Tierindividuum auf einer Bühne geopfert werden, so schreien wir auf und definieren die Verrohung der Welt, die aber tagtäglich nichts anderes als Verrohung präsentiert, rechtfertigt durch die Notwendigkeit des eigenen Lebensunterhaltes durch Arbeit, welches den eigenen Zusammenhang im Weltenlauf nicht hinterfragt.

Im Geiste aber denken wir uns eine heile Welt, die ruhig und im Fluss daherkommt, das samstagnachmittägliche Dahindümpeln bei Sonnenschein und mildem Wind, spielende Kinder im Garten, leises Rauschen der Blätter und genug zu Essen und Trinken und eine Fernbedienung ganz nah am Grill. Natürlich ist dies eine schöne Vorstellung, allein, es ist bloß ein Ausschnitt, der alles notwendig dem Werden innewohnende Zerstörende ausblendet. Eine Illusion.

Ähnlich beim Fußball, der als Teilaspekt Gesellschaftliches nicht nur widerspiegelt, sondern gleichermaßen auch vorantreibt. Selbst in einer idealen Weltvorstellung beim Fußball akzeptieren wir den Einfluss des Geldes als Notwendiges; die Werbebanner und Brustreklamen, die Business-Sitze und Logen – die allesamt im Rahmen eines Fußballspieles nicht nötig sind; bekanntlich brauchts eigentlich nur Spieler, Rasen, Bälle und Tore. Wie groß sind die Opfer, die direkt dem Einfluss von Gazprom, dem Sponsor von Schalke 04 zuzurechenen sind. Wieviele Menschen durften im Zusammenhang mit der WM in Südafrika nicht ihr gewohntes Leben leben, weil die Weltöffentlichkeit antiseptische Bilder gezeigt bekommen sollte. Wieviel Geld wurden dort in neue Stadien gesteckt, die heute schon verrotten, derweil gleich nebenan von Armut, Aids und Krise die Rede ist. Auch die tolle Olympiawelt Chinas aus dem Jahr 2008, die so schöne Bilder in alle Welt projezierte, fusste auf Zwangsumsiedlungen und – Illusion.

So akzeptieren wir eine illusionäre Weltdarstellung, weil es mühsam ist, den Hintergründen auf die Spur zu kommen. Und erst jetzt kommen Bilder ins Spiel, die unsere Illusion zerstören. Unsere Vorstellung einer illusionären  heilen Fußballwelt, die nicht heil ist. Dies beginnt bei den regelmäßig von Jens Weinreich enthüllten Verhaltensweisen der Fifa und endet nicht zuletzt durch Fußballfremdes in einem Stadionmagazin, in dem ein Flughafenbetreiber sich via Sponsoring das Recht zu politischer Propaganda erkauft hat. Skandalisiert aber wird etwas Anderes. Pyrotechnik und Platzsturm zum Beispiel zählen in der medialen Öffentlichkeit zum Allerschlimmsten, was dem gemeinem Familienvater und seinem Kinde angetan werden kann. Und jedes Mal wird uns eine neue historische Qualität verkauft.

Schon beim Endspiel um die Süddeutsche Meisterschaft 1931 wurde seitens der Anhänger der unterlegenen Bayern aus München das Feld vor dem regulären Ende gestürmt. Wer die Bilder vom Finale 1932 kennt, der weiß, das Tausende auf dem Nürnberger Rasen die Meisterschaft der Bayern feierten. Nach dem Finale 1959 tragen Fans die Spieler auf dem Rasen umher. 1998, als die Fans der Eintracht durch ein 2:2 gegen Mainz 05 schon in der 89. Minute auf das Feld flitzten, wurde die Partie vor der Zeit abgepfiffen und ein Jahr später zeigten sich die Lauternbezwinger inmitten Tausender Fans auf dem Rasen des Waldstadions. Man muss dies alles nicht toll finden – aber neu ist hierbei gar nichts.

Erschreckend ist auch die mediale Bewertung immergleicher Bilder. Als die Eintracht in Aachen gewann, Fans auf den Platz flitzten und später auf dem Tor hockten, um sich ein Teil des Netzes abzuzwacken oder Rasenstückchen mitzunehmen, dabei ein paar Werbebanden zu Bruch gingen, so sprach alle Welt von dem massiven Sachschaden und den berühmten 75.000 Euro. Nach der Meisterschaft in Dortmund wurde unisono von freudiger Stimmung berichtet, die Bilder aber waren die gleichen. Als Frankfurter nach dem Spiel gegen 1860 auf den Platz rannten, geisterten vorrangig martialische Bilder durch die Gazetten, meist der junge Mann mit Sturmhaube und Fackel bzw. die Crew, die schnustracks auf die Gästekurve zurannte und nur durch die Polizei abgehalten werden konnte, irgendwas zu machen. Die anderen über 50.000, die sich irgendwie anders verhielten, waren nicht der Rede wert, selbst die Tausende, die friedlich vor der Waldtribüne feierten, fielen unter „… Ferner liefen…“

Szenenwechsel. Düsseldorf.

Nach dem Führungstreffer der Fortuna musste das Spiel für mehrere Minuten unterbrochen werden, da etliche Fackeln seitens der Herthafans auf das Spielfeld geworfen wurden. Das werde ich nie verstehen; in einer Situation, in der es ums sportliche Überleben geht, dafür zu sorgen, dass die eigene Mannschaft in der Konzentration derartig irritiert wird, dass ein weiters Mosaiksteinchen zum Abstieg mutwillig in Kauf genommen wird. Mal ganz abgesehen davon, dass Fotografen und Ordner erheblichen Gefahren ausgesetzt werden und zudem der eigene Verein ganz sicher zur Kasse gebeten oder gar zur Aussperrung von Zuschauern verurteilt wird. Mit der Folge, demnächst evtl. selbst draußen bleiben zu müssen. Wobei natürlich diese Art von Strafe höchst fraglich ist; generell gilt völlig zu Recht, dass ein Übeltäter bestraft wird und so dieser nicht erwischt wird, man leidlich damit leben muss. Gleiches gilt für Serienmörder.

Interessant dabei wäre natürlich eine Stellungnahme derer, die Fackeln und Böller auf den Platz werfen. Weshalb macht ihr das? Sollte jemand diesen Text lesen und selbst geworfen haben, so möge er sich bitte bei mir melden. Das ganze bleibt selbstverständlich hochanonym – mich würde die Motivation interessieren.

Hochgradig skurrile Bilder spielten sich in Düsseldorf wenige Sekunden vor Ende ab, als die Fans schon vor dem Schlusspfiff auf den Platz geflitzt sind. Es waren keine Bilder der Randale, es waren Düsseldorfer, die in der Annahme, die Partie sei zu Ende und Fortuna aufgestiegen, feiern wollten. Unglücklich für die Hertha, die ja zu diesem Zeitpunkt nur ein einziges Tor gebraucht hätte, um selbst aufzusteigen drinzubleiben. Wenige Tage zuvor hatte Manchester City die Meisterschaft in England durch zwei Tore in der Nachspielzeit errungen. Eine knifflige Situation, die einmalig und durch alle Beteiligten gerecht zu lösen ist. Respekt gebührt dabei Sascha Rösler, der sich mitten unter die Menschen mengte und diese aufforderte, auf die Ränge zurückzukehren, während sich andere feige verpissten.

Wie aber umgehen, mit Dingen, die vielschichtig sind und keine einfache Antworten zulassen. Gerne wird darauf hingewiesen, dass es eine Lösung sein könnte, die Stehplätze abzuschaffen, die Karten zu verteuern und den Einzelnen während eines Spiels stärker zu kontrollieren. Dies mag für den Ablauf eines Fußballspiels kurz gedacht dafür sorgen, dass es beim Fußball ruhiger wird, übersieht aber völlig, dass zum Einen die elementarste Gewalt in der Welt durch die Generierung von Geld ausgeübt wird (Stichwort Gazprom) und diese Form der Gewalt aber nur am Rande thematisiert wird. Geld, dass wiederum notwendig ist, um sich fortan Fußballspiele leisten zu können. Und zum Anderen werden diejenigen, die sich den herrschenden Vorstellungen einer heilen Welt widersetzen, so sie nicht mehr zum Fußball kommen dennoch nicht aus der Welt fallen. Das heißt nichts Anderes, als dass der Fußball ein gesellschaftliches Problem an die Gesellschaft zurück gibt – und die Folgen für alle Beteiligten weitaus gravierender sein werden, als es jetzt beim Fußball der Fall ist. Radikale Gruppen, sei es religöser, sei es politischer Natur warten nur darauf, die Versprengten in ihre Obhut zu nehmen.

Was bleibt zu tun? Orientierungssuchender Nachwuchs braucht Wesensgemäße Angebote. Dafür stehen nicht zuletzt die Fanprojekte, die finanziell stiefmütterlich behandelt werden, deren Mitarbeiter oft eine Ansprache finden und dem Nachwuchs gleichermmaßen eine Heimat anbieten und Geborgenheit vermitteln können. In der Pflicht stehen aber auch die Medien, relative Banalitäten nicht zu skandalisieren, um den Provokateuren keine Bühne zu geben, denn nichts anderes ist ein Böller. Eine Provokation. Und solange die Provokation zündet und gestreut wird, um so stärker hat sie funktioniert. Und um so stärker besteht das Interesse, dies erneut zu tun. Dazu gehört aber auch seitens der Fans, den Kontakt zu den Medien zu suchen und eigene Inhalte zu vermitteln, den Schreibenden, Fotografierenden und Bildermachenden Argumente in die Hand zu liefern. Dies meint nicht, bspw. einen geworfenen Böller zu verharmlosen – die Gefahr einer Verletzung besteht konkret; Torhüter Georg Koch musste seine Karriere deshalb beenden. Dies meint viel eher den Versuch all das Geschehene intelligent ins Verhältnis zu setzen. Nicht jeder Platzsturm ist Randale, nicht jede Fackel nackte Gewalt. Dies wird nicht zuletzt dadurch deutlich, dass selbst Werbepartner des DFB den Einsatz von Pyrotechnik in der Werbung als Stimmungsmittel verkaufen, wie Bitburger in einem in Stadien gezeigten Werbespot. Der, wenn mich nicht alles täuscht sogar direkt nach dem Halbzeitpfiff in Aachen, als kurz vorher eine Fackel auf’s Feld flog, gezeigt wurde.

Die Welt muss mit Zerstörung, mit Gewalt und Nichtbegreifbaren leben, da führt selbst bei bestem Willen kein Weg daran vorbei. Einzig Toleranz, Kommunikation und Reflektion können dazu beitragen, die Auswüchse im Rahmen zu halten. Je enger der Gürtel der Freiheit gezogen wird, umso stärker sucht sich der Druck ein Ventil – es muss nicht beim Fußball platzen. Über Fußball aber besteht die Möglichkeit des Diskurses am Thema. Die Zuspitzung der Spirale der Gewalt aber fordert unweigerlich Opfer auf allen Seiten. Wenn nicht beim Fußball, dann woanders – und wenn die Medien dies nicht beleuchten, so gibt es sie dennoch. Zu einer optionalen besseren Welt gehört aber auch, dass jede/r einzelne in jedem Moment seines Daseins sein eigenes Verhalten in Bezug auf Doppelmoral, Heuchelei und dem Bezug mieser kleiner Vorteile überprüft – und im End anders lebt.

28 Kommentare

  1. okalov

    Wie immer reflektiert, klug und alle Seiten beleuchtend ohne den Anspruch zu haben, alles erklären zu können und zu wollen. Wenn mich jemand zu einer Äußerung zwingen würde (habe eigentlich keine Lust mehr meine Meinung/Einstellung zu dieser Gesamtthematik zu äußern), würde ich ihm diesen Text vorlegen. Vielen Dank dafür

  2. DeModebach

    Sehr gut! Das Leben besteht aus mehr als „nur“ Fußball!

  3. fg-sge

    „Das heißt nichts Anderes, als dass der Fußball ein gesellschaftliches Problem an die Gesellschaft zurück gibt “

    Genauso ist das Beve, vielen Dank für deinen tollen Bericht !

  4. ThorstenW

    Alles richtig, alles gut, aber irgendwie ist mir das schon wieder zuviel gesellschaftlicher Diskurs um dieses Thema. Ich hätte das gerne ne Nummer kleiner erklärt (bekommen), aber wahrscheinlich ist das aktuell in diesem Kontext nicht möglich.

  5. Beve

    genau thorsten, es ist nur „groß“ zu beleuchten, anders kommst du dem begreifen und womöglich dem ändern nicht bei. so denke ich zumindest.

  6. Holger M

    Vielen Dank für diesen wirklich bemerkenswerten Text, Beve.

  7. Yogi

    Wenn ich das Spiel gestern nicht im TV gesehen hätte würde ich mich aufgrund der Berichterstattung heute Fragen wieviel Tote und Verletzte es gegeben hat!
    Mich haben es ohne eigene Wertung der Vorfälle während des Spiels die schwachsinnigen Aussagen der Experten Beckmann und Scholl mehr geärgert.
    Habe heute darüber einen Artikel gelesen dem ich mich in diesen Punkt voll anschliesse.
    Zitat: „Wer gibt Reinhold Beckmann und Mehmet Scholl eigentlich das Recht, anhand des ihnen zur Verfügung stehenden Bildmaterials medial über andere Menschen zu richten? Wer hat eigentlich sanktioniert, dass man Eltern, die mit ihren Kindern auf dem Rasen einen Aufstieg feiern oder sich ein Stück aus dem Rasen scheiden wollen, mir nichts Dir nichts vor einem Millionenpublikum zu gehirnamputierten, verantwortungslosen Asozialen stempeln darf? Gegen diese Macht der Bilder, kombiniert mit denunziantorischen Kommentaren, ist die gerne und zu Recht gescholtene Bild-Zeitung zuweilen ein harmloses Käseblättchen.

    Wir erlauben uns, an dieser Stelle die Frage zu stellen, wie lange die genannten Herren bitte schon nicht mehr aus ihren Stadtrand-Villen und ihren gepanzerten Limousinen rausgekommen sind, wenn sie “heute Abend das erste Mal über dieses erschreckende Problem nachgedacht” (Scholl) haben? Erschreckend an dieser Art der Berichterstattung sind jedoch nicht die gezeigten Bilder, sondern die zur Schau gestellte Verantwortungslosigkeit. Auch nach mehr als einem Jahrhundert Medienkritik und -forschung wollen Beckmann, Scholl und Co. die einfachsten Einsichten nicht wahrhaben: Wer ständig mit einer derartigen Massenwirkung bestimmte Phänomene beschwört, ist mit dafür verantwortlich, wenn diese schließlich auch eintreten.“

    Desweiteren wundere ich mich, aber nur aufgrund meiner eigenen Erfahrung wie z.B in Karlsruhe am vorletzten WE wo ich mit meinem Sohn nach 55 minütigen Anstehen am Stadionzugang in die „Leibesvisitation“gekommen bin welche bei uns recht intensiv stattgefunden hat wie die hohe Anzahl der Pyromittel in einen Block kommen können.

    Grüsse vom Bodensee

    Yogi

  8. gereizt

    Schöner Text, der mich allerdings anders ins Grübeln bringt. Denn dein “großer Ansatz“ liest sich logisch, aber ist in Konsequenz ja für jede Art von Auseinandersetzung richtig. Führt aber meine ich nicht zum Ziel, aus einer Spirale raus zu finden. “Toleranz, Kommunikation und Reflektion“ ist leider Idealzustand und nicht Realität, zumindest meistens nicht.

    Kommunikation scheitert, wenn das Ergebnis schon vorher (irgendwie) feststeht. Toleranz scheitert, wenn Informationen oft nur noch in Bildern und Schlagworten sich ständig wiederholend und steigernd besteht und wir gar nicht anders können, als diese aufzusaugen. Sei es aus Bequemlichkeit oder Zeitmangel oder Auswahlmöglichkeit.

    Reflexion scheitert, wenn es zB eine Gerichtsbarkeit eines Sportverbandes gibt, die losgelöst von allgemeinen Grundsätzen der Rechtsstaatlichkeit statt Tätern eine Menge bestraft, damit die andere Menge beruhigt ist.

    Und ich scheitere gerade prächtig famos daran, auch nur halbwegs vernünftig in Worte zu fassen, wie ich mir zielführende Maßnahmen vorstelle, da ich das Problem nicht einmal zu fassen kriege und überlege, wo es überhaupt anfängt und wo es endet. Das Problem und wer überhaupt Teil eines Problems ist. Und die meisten Lösungen, die angeboten werden, mag ich auch nicht. So gesehen, ist dein Versuch heftig gelungener als mein Denkansatz, den ich nicht richtig anfangen und beenden kann.

  9. Beve

    yogi, wie der krempel in den block kommt ist naheliegend. so naheliegend, dass eigentlich auf kontrollen getrost verzichtet werden kann. das ist beruhigungszinnober.

    der satz aus dem zitat: „Wer ständig mit einer derartigen Massenwirkung bestimmte Phänomene beschwört, ist mit dafür verantwortlich, wenn diese schließlich auch eintreten.“ ist in der tat bemerkenswert.

    thomas, es ist nur ein versuch. nicht zuletzt deshalb auch die bitte an optionale werfer, mit mir in kontakt zu treten, vielleicht erfahren wir mehr.

    danke für die ausführlichen texte.

  10. wib

    Danke Beve….

  11. Ffm60ziger

    Danke für deine Mühe das so zu formulieren und nieder zu schreiben.
    Ich sehe das genau so!!

  12. sarroise

    So ziemlich das Reflektierteste, was ich heute zu lesen bekam. Danke dafür.

    Ich stimme mit Dir (und FG-SGE) überein, es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Und vielleicht wäre es tatsächlich ein allererster Ansatz, wenn die Medien mal nicht bei jedem Pyro hyperventilierten und damit erst richtig für die 10 Minuten Ruhm sorgten.

  13. Herr Ärmel

    Abermals ein klasse Posting. Vielen Dank dafür.
    Ich schliesse daraus: Geld und Dummheit sind eine gefährliche Mischung. Einschaltquoten, Auflagenzahlen und Kommenatoren, die diesen Titel nicht verdienen, peitschen dem grossen Publikum (uns alleen!) Schlagworte ins Hirn. Viele wollen dann leider diese Worte im Bild sehen – und sie werden prompt bedient. Der Begriff „Gewalt“ zirkuliert und wird nicht mehr definiert. Ich wette, für viele Zuschauer sind die „Gewalttätigen“ unbewusst ein willkommenes Ventil für die eigene Bedeutungslosigkeit im grossen Spiel des Geldes.
    „Gewalt“ nach Fussballspielen habe ich schon als Bub mit meinem Vater gesehen, wenns nach dem Spiel zwischen den A-Dorfern und den B-Heimern ordentlich gekracht hat. Da wurde hinterher im Kaff gar kein grosses Thema draus. Als ich dann später als Jugendlicher im Waldstadion war, gab es vergleichsweise weniger Auswüchse.
    Manchmal denke ich, dass diese Aktionen mittlerweile gebraucht werden, da man die Randale in Wort und Bild gewinnbringend vermarkten kann.

    Dass du die Werfer einlädst, über ihre Motivationen zu sprechen, finde ich ganz toll.

  14. ThorstenW

    … aber ist es nicht wie bei jedem Diskurs, dass die Leute, deren Verhalten man erklären will, am Diskurs nahezu unbeteiligt sind. Es entwickelt sich einfach ein Diskurslayer, der über denjenigen schwebt, die handeln und die werden durch diesen, unseren Diskurs, Ihr Handeln nicht ändern. Klar, versuchen wir uns dadurch Ihr Handeln und Ihre Denkmuster zu erschliessen und das ist ja auch eine sinnvolle Tätigkeit. Ich bin nur sehr pessimistisch, was einen wirklichen Effekt auf die Handelnden gesellschaftlichen Individuen angeht, die wie gesagt an diesem Diskurs aktiv nicht teilnehmen und die man dazu wahrscheinlich auch nie bringen wird, weil er einfach zu global galaktische Ansätze fährt.

  15. Beate

    Vielen Dank für diesen gelungen Text.
    ZDF-spezial, ARD Brennpunkt: Man kann nur noch mit dem Kopf schütteln…
    Die letzten Sondersendungen gab es glaube ich bei dem schlimmen Busunglück mit vielen toten (belgischen) Kindern……
    Eine (ernstgemeinte!) Frage habe ich aber noch. Wie kommt das „Zeug“ denn in die Blöcke? Ich weiss es wirklich nicht!
    Liebe Grüße
    Beate

  16. R

    Ich habe nichts hinzuzufügen außer Dank; es ist schön, daß es auch solch „unaufgeregte“ Stimmen gibt, die Vernunft propagieren.

  17. stadionbrat

    Vielen Dank fürs Niederschreiben!

  18. Holger M

    @Beate: Der einfachste Weg ist, das Zeug schon Tage vorher dort zu deponieren, wo es gezündet werden soll. Oder auch durch Leute reinschmuggeln zu lassen, die nicht kontrolliert werden.

    Der absolut grösste Gag wäre aber, wenn sich irgendwann mal herausstellen sollte, dass genau diejenigen zum Pyroabbrennen Beihilfe leisten, die später in den Medien am meisten dagegen polemisieren.

  19. ThorstenW

    @HolgerM – Dein letzter Absatz ist ja so was von absolut unvorstellbar, wer würde denn sowas tun ;-)

  20. Jahn ( der gute Metzger )

    Sehr geil Beve….. Wahre Worte…..gut das es solche Menschen die schreiben können.

  21. Beve

    danke euch fürs feedback. thorsten, ich verstehe, was du meinst; doch wer weiß schon, wer sich hierher verirrt und – vom journalisten bis zum werfer – vielleicht doch einen gedanken mitnimmt. es sind halt nur versuche :-)

  22. rotundschwarz

    Es ist sehr dankenswert, dass du hier im Blog einige Denkansätze und Erklärungsmöglichkeiten zusammengestellt, dabei auch einige Dinge klar gestellt hast. Es ist so wichtig, dass wir nicht nur „meinen“, sondern versuchen, Kategorien und Begriffe zu finden – die gibt es ja! Auch ich denke, dass es sich hier um ein gesamtgesellschaftliches Phänomen handelt, würde die Ursachen und Zusammenhänge aber anders beschreiben. Das Spezifischste an den aktuellen Protestbewegungen aller Art, am „Ungehorsamsein“ etc. ist m.E., dass sie alle merkwürdig diffus sind. Du fragst nach Motiven für das Werfen von Bengalos aus dem Hertha-Block am Dienstag. Meine Vermutung ist: Es gibt keine.

    Wir haben den Alltag abgeschafft und wundern uns jetzt, dass wir die Welt nicht mehr aushalten. Das Leben ist nicht mal so, mal anders, froh, traurig, langweilig, wild, doof, sondern eine Kette von „Ereignissen“. Ich bin mir z.B. auch nicht sicher, ob mehr Kommunikation der richtige Weg sein kann – oder ob Kommunikation nicht ein Teil des Problems ist, ob mehr institutionalisierte Kommunikation (im Sinne Luhmanns) nicht zu noch weiterer Entkoppelung von „Diskurs über Realität“ und „Realität“ führt. Ähnlich geht es mir mit der Institutionialisierung von allem und jedem – noch mehr Projekte, noch mehr Beauftragte. Möglicherweise ist das der einzige Weg – schön ist das nicht. Aber wie du ja auch sagst: There ain’t no easy way out!

    Danke dir!

    PS: Hier vielleicht auch noch der Hinweis auf den Offenen Brief, den CE an die Chefredaktion des Kickers geschickt und ins Eintracht-Forum eingestellt hat:
    http://www.eintracht.de/meine_eintracht/forum/1/11190341/?page=1#f12817967

    Und auf den – wie ich finde – bemerkenswerten Kommentar auf tagesschau.de:
    http://www.tagesschau.de/kommentar/kommentarrelegation100.html

  23. Holger M

    @Beve: Für diese „Versuche“ kann man dir gar nicht genug dankbar sein.

    @ThorstenW: Ich weiss, so ein Agent-Provocateur-Szenario ist vollkommen undenkbar und auch noch niemals und nirgendwo vorgekommen ;-)

  24. a.saftsack

    @Beve:

    Richtig guter Text.

    Nach der ganzen Mainstream-Medienpampe der letzten Tage (mit einigen wenigen rühmlichen Ausnahmen) ein paar äußerst sinnvolle Gedanken zum Thema, der das ganze Geschehen mal wieder in Relation setzt.

    Ich denke, bei manch blödsinniger Diskussion zum Thema kann man da getrost auf diesen Beitrag hier verlinken. Auch wenn ein großer Teil jener, der stumpf das Mediengeheule nachkrakeelt, fürchte ich gar nicht in der Lage sein wird, deinen mit Hintergrund versehenen Text zu verstehen. Da fällst du ganz schnell in die Sparte der „Relativierer“…

    Wie dem auch sei: Danke, Beve.

    Dominik

  25. Beve

    kerstin, danke für die links. mehr „institutionalisierte kommunikation“ als alleiniges kann sicher nicht der königsweg sein; aber wenn das fanprojekt einen u18 bus macht – und die betreuer babbeln mit den kids, dann kann man schon etwas erreichen. ist mühsam, weil klein.

    saftsack, dass ich in die sparte der „relativierer“ gesteckt werde, ist mir einmal passiert. mehr als versuchen, auch dies zu relativieren, bleibt wohl nicht.

    dank euch und grüße

    beve

  26. Kid

    Es gibt Durchblicker und Drübersteher, aber nur wenige wie dich, Beve. Du bist ein wahrer Marathonmann. Da, wo mich längst alle so müde gemacht haben, dass ich nur noch resigniert abwinke, gehst du weiter deinen Weg und lässt jedes Duracell-Häschen kraft- und saftlos aussehen. Ich müsste nicht mal deine Hoffnungen und Ansichten teilen, um aufrichtigen Respekt vor dir zu haben. Ein paar mehr von dir und ich würde dieser durchgeknallten Menschheit mit Freude noch so etwas wie eine Chance einräumen.

  27. ThorstenW

    @ Beve, schön zu lesen, dass es dann doch die kleinen, mühsamen Dinge sind, die den großen Diskurs erst in der Realität verankern und nicht im theoretischen Konstrukt verharren lassen ;-)

  28. Beve

    kid, danke – aber: ich kann gar nicht anders. was soll ich machen?

    thorsten, theorie ist eines. gelebte praxis das andere. im idealfall gehts zusammen. das nennt man utopie :-)

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